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Badische Zeitung, 02.03.2012

Reiner Kobe

In sechs Stunden produziert

Der in Freiburg lebende Saxofonist Jürgen Hagenlocher hat seine neue CD in New York eingespielt.
"Mein Ideal", sagt der Saxofonist, "ist ein sehr schmaler, scharfer und trotzdem möglichst weicher Ton, inspiriert von John Coltrane". So offen hat ein Jazzmusiker selten ein Bekenntnis abgelegt. Für Jürgen Hagenlocher gilt dies seit seiner Jugend, als er erstmals Unterricht auf dem Instrument bekam, das der Inbegriff des Jazz ist. Ausgerechnet in der Jazz-Diaspora Friedrichshafen, wo er aufwuchs, wurde der 17-Jährige mit der weiten Welt jener Musik vertraut. Beginnend beim widerspenstigen Free Jazz drang er nach und nach zur Jazztradition vor, entdeckte auch Klassiker wie Lester Young oder Dexter Gordon. Viel hat Hagenlocher dazugelernt. Besagter Coltrane war nun Dritter im Bund der Vorbilder, während des Studiums aber "Maß aller Dinge".
Nachdem er 1994 vom Bodensee in den Schwarzwald gezogen war, in dessen Hauptstadt Freiburg, entwickelte Hagenlocher allmählich einen eigenen Ton. Heute verhilft er ihm zum Lebensunterhalt an verschiedenen Ausbildungsstätten: Einen Tag pro Woche unterrichtet er an der Musikschule Luzern, einen an den Freiburger Jazz-und-Rock-Schulen, die restlichen Tage entfallen auf die Denzlinger Musikschule, wo er 30 Schüler hat.
Doch seine Erfüllung sieht der Freiburger Saxofonist im professionellen Spiel. Mit seinem Freund aus Berner Studienzeiten, dem Organisten Thomas Bauser, unterhält er eine Band, mit der er wechselnde Gäste in den gemeinsam organisierten wöchentlichen "Jazz Nights" im Jos- Fritz-Cafe begleitet. Jüngster Coup allerdings ist ein Quintett, mit dem Hagenlocher in einem New Yorker Studio sein neues Album einspielte. Wie es dazu kam? Sein Freund Alex Sipiagin, der von New York aus die ganze Welt bereist, macht immer mal wieder Halt in der Schwarzwaldstadt. Der renommierte Trompeter, der zu Beginn der neunziger Jahre aus Russland in die Staaten kam, hat Hagenlocher Hilfe angeboten. So waren Studio und Mitmusiker, die alle aus dem Umfeld des großen Bassisten Dave Holland kommen, schnell gefunden. "Ich hatte den Musikern meine Noten geschickt, die sie auf Anhieb spielen konnten. Es war eine Freude, zu erleben, wie sie mit dem Material umgegangen sind. Nach kurzen Proben sind wir ins Studio gegangen, innerhalb von sechs Stunden war alles im Kasten", erklärt der Bandleader.
"Leap in the Dark", heißt das Album, das weltweit, will sagen Japan und USA, vom Freiburger "Sunny Moon"-Team vertrieben wird. Knapp übersetzt meint der Titel den Sprung ins Ungewisse, der dem Komponisten passend schien, da er, wie er zugibt, "nicht richtig wusste, was mich erwartete". Schließlich "ist alles gut gelaufen". Die neun Stücke aus Hagenlochers Feder sind moderner Mainstream, der aktuelle Strömungen aus der Metropole des Jazz reflektiert. Sorgfältig arrangiert setzt jeder der fünf beteiligten Musiker Marksteine zwischen zartem Cool und zupackendem Hardbop. "Alles in allem", resümierte das Fach-Magazin Jazz Podium, "ein durchaus amerikanisches All Star Ensemble, das einem jungen deutschen Tenorsaxofonisten seine Referenz erweist." Wie es mit der amerikanischen Band weitergeht, weiß Hagenlocher noch nicht. Fest steht, dass im Herbst die Release-Tour stattfindet mit einem Konzert beim Freiburger Jazzkongress. "Dann würde ich gerne noch eine Tour ein halbes Jahr später anschließen, vielleicht noch eine gemeinsame CD aufnehmen. Man wird sehen." Ein vielversprechender Anfang ist gemacht.
– Jürgen Hagenlocher: "Leap in the Dark" (Intuition/Challenge Records) Konzert: Jazzkongress im "Schützen" Freiburg, 5. November"

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